Die neue Macht

Lange Zeit musste die Automobilindustrie die Redaktionen der Fachpresse überzeugen. Mit großem Engagement wurden die Redakteure und Reporter bei ihren Berichten rund um die neuen Gefährte umgarnt, doch ist diese Liebe etwas abgekühlt. Dies liegt weniger an der Wichtigkeit, im rechten Licht dargestellt zu werden, sondern eher an dem nachlassenden Interesse der Leserschaft an den Fachzeitschriften. Deren Auflagen sinken kontinuierlich und viele Verlage haben den Print bereits eingestellt.

Ist damit das Interesse verschwunden?

Mitnichten! Das Interesse an PS-starken Boliden ist nach wie vor riesig, wenn nicht sogar weiter gewachsen. Was sich verändert hat, ist die Art, wie die Informationen rund um die schicken Fahrzeuge konsumiert werden. Eine Woche auf die neue Ausgabe des XYZ-Magazins zu warten, gehört der Vergangenheit an. Die Social-Media-Plattformen, allen voran die Videoseite YouTube, haben den Print-Magazinen den Rang abgelaufen.

Millionenfache Aufrufe der Videos 

Binnen weniger Tage und teils innerhalb weniger Stunden haben neue Videos schon hohe sechs- bis siebenstellige Aufrufe. Das sind Zahlen, auf die klassischen Magazine selbst zu ihren allerbesten Zeiten kaum kamen. Das Publikum ist breiter geworden, Zuschauer aus aller Welt begeistern sich nun für neue technische Höchstleistungen auf vier oder zwei Rädern.

Ehemalige Formel-1-Weltmeister

Aus deutscher Sicht ist wohl der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg einer der bekanntesten YouTube-Stars. Er testet vornehmlich die schicksten und ausgefallensten Sportwagen dieses Planeten und dies meist vor malerischen Kulissen. Die Zuschauer freut es und für die Automobilhersteller ist die Lage damit etwas schwieriger geworden.

Ständig neue Stars im Netz

Das macht es für die Hersteller nicht mehr ganz so einfach, die Berichterstattung zu lenken und mitzugestalten. Die Kamera wird auch auf die Schwachstellen gehalten und viele der neuen „Reporter“ zeigen sich bei Missfallen eines Gefährts auch deutlich undiplomatischer, als die klassischen Journalisten dies taten.

Werden die Autos dadurch besser?

Gewiss ist es so, dass die Stimmungen und Meinungen über eine Technik, ein Fahrzeug oder eine ganze Marke stärker schwanken können als vorher. Mythos und Pathos der Vergangenheit zählen heute immer weniger, was ins Gewicht fällt, sind aktuelle Qualität und Innovation.